PM Abschluss

Gemeinsame Pressemitteilung Nr. 84/2008 des Bayerischen Landesamtes für Umwelt und der
Interkommunalen Allianz Oberes Werntal vom 1. Dezember 2008

Flächenmanagement Gezielte Innenentwicklung stärkt Ortskerne und mindert Flächenverbrauch
Modellprojekt Oberes Werntal abgeschlossen: Flächenpotenzial innerorts zehnmal höher als
Baulandbedarf / LfU-Präsident Göttle empfiehlt, vorrangig die Flächen innerorts zu nutzen
und so zum Flächensparen beizutragen (Augsburg / Niederwerrn / Oberes Werntal).

Ausgestorbene Dorfkerne neben Baugebieten auf der grünen Wiese - soweit soll es in Bayern
nicht kommen. Muss es auch nicht, denn das Flächenpotenzial innerhalb der Gemeinden ist
riesig: Mehr als 250 Hektar potenzielle Baufläche innerorts stehen einem Baulandbedarf
von nur 25 Hektar in den nächsten 15 Jahren gegenüber. Diese erfreuliche Bilanz zog
Ministerialrätin Christina von Seckendorff heute in Niederwerrn bei der Abschluss-
veranstaltung des Modellprojektes "Flächenmanagement in interkommunaler Zusammenarbeit",
das das Landesamt für Umwelt (LfU) im Oberen Werntal angestoßen und fachlich begleitet
hat. LfU-Präsident Albert Göttle unterstrich die wegweisende Bedeutung dieser Flächenbilanz
und forderte die Gemeinden in ganz Bayern auf: "Treiben Sie die Innenentwicklung voran.
So bleiben die Ortskerne lebendig und in der Landschaft werden weniger Flächen verbaut.
" Dass Innenentwicklung nicht nur ideal klingt, sondern sogar kurzfristig umsetzbar ist,
zeigt das Beispiel der Werntal-Gemeinden: Eine Briefbefragung der Grundstückseigentümer
ergab, dass genügend Flächen rasch mobilisierbar sind. Göttle betonte: "Innenentwicklung
ist machbar - zugleich halten Sie Ihre Infrastruktur kompakt und wählen die langfristig
kostengünstigste Lösung und schützen das Klima!" Um gerade kleinere Gemeinden beim
Flächenmanagement zu unterstützen, wurde das Modellprojekt Oberes Werntal ins Leben
gerufen. Die Maßnahme aus dem "Bündnis zum Flächensparen" wurde vom Bayerischen
Umweltministerium, dem Landesamt für Umwelt (LfU) und der Obersten Baubehörde gemeinsam
betreut und vom Umweltministerium mit 40.000 Euro finanziell gefördert.
+++ Flächenmanagement muss über Gemeindegrenzen hinweg organisiert werden, soll es
zielführend sein. In der "Interkommunalen Allianz Oberes Werntal" haben sich daher neun
Gemeinden in den unterfränkischen Landkreisen Schweinfurt und Bad Kissingen
zusammengeschlossen, um erstmals in Bayern ein gemeinsames Flächenmanagement praktisch zu
erproben. Die Arbeiten wurden vom LfU angestoßen und fachlich begleitet. Ziel war, dass
auch kleinere Gemeinden von den Ergebnissen des Modellprojektes profitieren können.
Daher wurden spezielle Arbeitshilfen erstellt, mit der die Innenentwicklung sogar mit
eigenen Mitteln voranzubringen ist: Eine Datenbank vereinfacht die Erfassung der
Baulandpotenziale, mit vorgefertigten Musterschreiben können die Besitzer unbebauter
Grundstücke angeschrieben werden und sogar eine behördlich abgestimmte Bedarfsberechnung
wird angeboten. Seit einigen Jahrzehnten sind viele Ortskerne in den ländlichen Gebieten
Bayerns "vom Aussterben bedroht": Sie verlieren ihre Lebendigkeit, weil die Bauernhöfe
nach und nach aussiedeln oder aufgegeben werden. Die Hofstellen sind häufig nur von den
Altenteilern bewohnt oder stehen leer. Die zum Teil großen Grundstücke werden wie viele
Baulücken oft lange Zeit nicht verwendet. Gleichzeitig wird Bauland auf der grünen Wiese
ausgewiesen, obwohl auch der Zuzug seit einigen Jahren sinkt. Die Folge: Kindergartengruppen
und Grundschulklassen in kleineren Ortschaften werden nicht voll und teure Infrastruktur
muss vorgehalten werden. Neue Baugebiete auszuweisen, lohnt in dieser Situation kaum noch.
Das Modellprojekt im Oberen Werntal zeigt günstigere Lösungen.